Du Einigungsvehikel …

Verfasst am 04.11.2009 17:31:17 Uhr

Klaus R. frontal ...

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Go, Gobbi, Go! Du Einigungsvehikel …
ZDF-Mittagsmagazin am 04.11.09 – grässlich …

Zum ZDF-Beitrag Go, Gobbi, Go

Sehr geehrte Damen und Herren,

Nicht nur als ehemaliger Politischer Gefangener des SED-Blockparteien-Regimes frage ich mich: Auf welchem Mist ist diese total anbiedernde, geradezu schwachsinnige Idee gewachsen? Was glauben die Verantwortlichen eigentlich, was sie mir als Monat für Monat zahlenden Zuschauer an ZDF und ARD und auch als ehemaligen Politischen Gefangenen noch alles zumuten dürfen? Die Befindlichkeiten der tatsächlichen Opfer dieses menschenverachtenden Regimes „DDR“ zählen offensichtlich bei Ihrer Programmgestaltung und Moderation überhaupt nicht. Nur Jubelblähungen weit und breit; und Verharmlosungen dieses Systems durch irreführende Relativierungen. Es gab auch Schönes in der „DDR“ etwa. Es war nicht alles schlecht. Dazu glauben die Mitarbeiter der Öffentlich Rechtlichen Rundfunkanstalten offensichtlich, unbedingt den Nachweis führen zu müssen. Schönes und weniger Schlechtes gab es gewiss auch in der


Nazi-Diktatur, werden die damaligen daran beteiligten Deutschen sich erinnern. Von diesen, wie auch immer gearteten angenehmen Seiten dieses fürchterlichen Regimes redet heute kaum noch jemand. Und das ist auch gut so. Das wäre ja strafbar – zu Recht auch.

Sind wir doch einfach nur froh, dass Deutschland wieder ein Land geworden ist. In Demut, ohne Pathos und Selbstbeweihräucherung! Müssen wir denn immer irgendwas Lächerliches erfinden wie das „Auto der Einheit, Gobbi“, um zu zeigen, dass wir nichts, aber auch gar nichts um dieses eher peinliche Drama des Einigungsvorganges herum geschichtlich wirklich etwas begriffen haben? Die so jämmerlich in sich zusammengefallene „DDR“ als kuscheliges, liebenswertes, erinnerungswürdiges – gar erstrebenswertes – Lebensnest und Objekt der Begierde in den Raum der Interpretation zu stellen, ist für mich unmoralisch. Will jemand sich damit unbedingt bei einem exklusiven Teil der Bevölkerung vielleicht Liebkind machen? Was denkt sich die Moderation dabei? Fragen über Fragen … höre ich den Otto sagen.

Es kommt nicht darauf an, den heroisierten, von den bösen Westdeutschen doch jedes Mal unterschätzten und unverstandenen „DDR-Bürgern“ Honig ums Maul zu schmieren und deren Selbstwertgefühl aufzupäppeln (das haben die auch gar nicht nötig), sondern Ziel muss es sein, sich an gewissen auch unangenehmen Wahrheiten zu orientieren. Damit so etwas wie das Nazi- und DDR-Regime nicht noch einmal über uns kommt. Die Ostdeutschen scheinen mir in ihrem eingeredeten Heldenwahn längst abgehoben und jeden Bezug zur Realität und zur tatsächlichen Vergangenheit verloren zu haben. Das gleiche trifft bedauerlicherweise und für mich besorgniserregend auch für diesen oder jenen Medienmacher zu.


Gestern noch feige und willfährig (was keinesfalls tolerierbar ist) einem menschenverachtenden System völlig angepasst, sind wir heute Goliat, der die Welt aus den Angeln gehoben haben will. Wer’s glaubt wird selig. Wie war die ostdeutsche Bevölkerung in all den Jahrzehnten „DDR“ denn wirklich? War sie vielleicht doch feiger, als sie es hätte sein müssen? Wollten diejenigen, die heute sich als „Revolutionäre“ feiern und feiern lassen wirklich ein vereintes Deutschland – oder wollten sie etwas anderes? Die „DDR“ behalten, ja, das hatten sie im Sinn gehabt. Aber alles schon vergessen. Es ist Gras drüber gewachsen. Und da die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland Fleischfresser sind, findet sich kaum einer, der das Gras wieder wegfrisst.

Die jüngere Deutsche Geschichte lässt sich nicht durch trotzig anmutende Verharmlosung und ebensolche Schönfärberei aufarbeiten. Das lassen Sie sich, als Medienmacher, von mir gesagt sein. Mit Ihrer distanzierten Art und Weise „Schwamm drüber“ beleidigen sie mich nicht nur als Zuschauer, sondern auch als unmittelbares Opfer dieses von Ihnen relativierten, menschenverachtenden Systems und dessen Akteure, die alle lammfromm und unbeteiligt sind, wenn’s um die Schuldfrage und Mitverantwortung geht.

Und zuguterletzt, das von Ihnen für Ihren Versöhnungsbeitrag auserkorene Vehikel sieht katastrophal aus, etwa so, wie Ihr Umgang mit unserer unseligen Vergangenheit. Angebracht ist, sie würden den von mir gemaßregelten Schwachsinn kurzerhand absetzen.

herzliche Grüße aus dem Osten

Klaus R.

Verfasst am 04.11.2009 06:52:04 Uhr
erschreckende Tendenz in der Bevölkerung … Verharmlosung der
Freude, Friede, Eierkuchen-Einheitsbrei und Schwamm drüber?
– Nicht mit mir.


Das Kreuz mit den Bundesverdienstkreuzen <<< Lesen

Klaus R.

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